Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, als menschliches Flugobjekt durch die Luft zu fliegen?
Ich habe in meiner Freizeit schon immer gern experimentiert. Mein Traum war es, zu versuchen, auf natürliche Weise durch die Luft zu fliegen, ohne dabei ein richtiges Flugzeug zu benutzen. Nach ausführlichen Experimenten ist es mir tatsächlich gelungen, ein Fluggerät zu konstruieren, das es mir erlaubt, länger in der Luft zu bleiben und meinen Flug kontrollieren zu können, ohne abzustürzen. Eigentlich eine verrückte Idee.  Mich hat es aber immer schon gereizt, an meine Grenzen zu gehen und das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Können Sie beschreiben, was Sie während des Flugs empfinden?
Wenn ich in der Luft bin, überkommt mich das Gefühl totaler Freiheit. Ich fühle mich fast wie nackt und geniesse das Erlebnis, praktisch schwerelos durch die Luft zu gleiten. Dabei lenke ich mein Fluggerät einzig durch Bewegungen meines Körpers, der Arme und der Schultern. Als ich die Christus-Erlöser-Statue in Rio de Janeiro überflogen habe, war das ein sehr emotionaler Moment. Da waren nur ich und die Statue. Ein unglaubliches Gefühl. Während des Flugs befand ich mich auf einer Höhe von rund 1200 Metern und landete danach mit einem Fallschirm am Strand. Der starre Kohlenstoff-Flügel mit seinen vier Triebwerken hat mir eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern ermöglicht. Ein Supergefühl!

Wann haben Sie Ihren ersten Flug absolviert?
Das war im Mai 2008 bei meinem ersten offiziellen Flug über die Schweizer Alpen, der für viel Aufsehen gesorgt hat und über den die Medien weltweit berichtet haben.

Welches war denn Ihr bislang spektakulärster Flug?
Das war wahrscheinlich mein Flug über den Grand Canyon. Dabei bin ich während rund acht Minuten mit einem Jetflügel am Rücken über die berühmte Schlucht geflogen. Bis heute ist mir die imposante Landschaft in Erinnerung geblieben. Das war einer der denkwürdigsten Momente in meinem bisherigen Leben, als ich rund 60 Meter über dem Westteil der berühmten Schlucht unterwegs war. Die Spitzengeschwindigkeit während des Flugs lag bei mehr als 300 Stundenkilometern. Zwar war es nicht mein längster Flug. Der Flug über den Ärmelkanal von Calais nach Dover dauerte rund 13 Minuten. Allerdings war der Trip durch den Grand Canyon deutlich riskanter. Bei einer Panne hätte ich riskiert, an einer Felswand zu zerschellen.

Wo liegen für Sie die grössten Herausforderungen und Schwierigkeiten?
Heute fliege ich viel besser und leichter als früher. Der Flügel, den ich benutze, ist sehr stabil konstruiert. Wenn das Wetter gut ist, gibt es keine besonderen Schwierigkeiten. Voraussetzung ist natürlich, dass ich selber gut in Form bin. Geistig, körperlich und mental. Die grössten Probleme liegen bei den ­Motoren. Das sind Düsenantriebe. Manchmal kann es schon vorkommen, dass ein Motor nicht richtig startet. Nach zehn Jahren Entwicklung und mehr als 15 Prototypen fühle ich mich aber verhältnismässig sicher. Dennoch ist natürlich jeder Flug mit einem gewissen Risiko verbunden.

Sind Sie schon einmal ernsthaft in Gefahr geraten?
Ja und nein. Ich habe zwei Fallschirme für mich und einen für den Flügel. Am Anfang hatte ich Probleme mit den starken Vibrationen und bin mehrmals ins Trudeln geraten. Dann muss man schnell, überlegt und richtig handeln, damit man nicht in eine Situation gerät, die man unter Umständen nicht mehr kontrollieren kann.

Wie finanzieren Sie Ihre aufwändigen und spektakulären Projekte?
Ich habe mit Breitling einen Hauptsponsor und zusätzlich weitere Partner, von denen ich Unterstützung erhalte. Zudem trete ich an Konferenzen und Flugshows auf.

Was haben Sie sich für die Zukunft alles vorgenommen? Anders gefragt: Mit welchen Flugprojekten dürfen wir noch rechnen?
Bald werden wir zu zweit fliegen, hoffe ich. Ich habe einen Flugschüler, der fast soweit ist. Geplant ist, dass wir Anfang 2013 in Japan, Neuseeland und Australien fliegen werden.

Mal abgesehen von Ihren Flugprojekten: Wie geniessen Sie Ihr Leben?
Eigentlich führe ich ein ganz normales Leben. Gemeinsam mit einer fantastischen Frau, die mir hilft und zur Seite steht und mir ermöglicht, im Gleichgewicht zu bleiben. Zudem fliege ich einen Hunter, ein ehemaliges Jagdflugzeug der Schweizer Armee. Wer das Gefühl einmal erleben will, kann mich auf einem meiner Flüge begleiten. Im Einsatz war die Maschine ab 1954 hauptsächlich bei der Royal Air Force. Der Kampfjet wurde aber auch in andere Länder exportiert.

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein» singt Reinhard Mey und lebt damit seinen Traum. Welches ist denn Ihr grösster Traum?
Mein grösster Traum ist und bleibt, vom Boden zu starten. Und nachher wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen.